Marianne Hassenstein

Ich bin in Interlaken als Hotelierstochter aufgewachsen. Früh lernte ich, was es heisst, einen Betrieb zu führen und wie wichtig ein wertschätzender Umgang mit den Mitarbeitenden und Sprachkenntnisse sind. Am Sonntag wanderte ich oft mit meiner Mutter in den Bergen. Sie öffnete mir die Augen für Natur und Landschaft. Von meinem Vater erbte ich die Begeisterung für die Musik (Klassische, Oper, Jazz, Blues, World), ich erinnere mich, dass er mir schon früh «grosse Musik» von Beethoven, Verdi, Wagner u.a.m. vorspielte.

Der Tourismus boomte, neue Strassen und Hotels wurden gebaut. Und ich erlebte, wie sehr sich Interlaken und die Region veränderten. Diese Entwicklung politisierte mich: Ich wollte mich beruflich für die Umwelt einsetzen. Dass ich zur Stiftung Umwelteinsatz SUS kam, war ein Glücksfall; eine NGO im Umweltbereich zu führen war genau das Richtige für eine grüne Geschäftsfrau wie mich. Nach elf Jahren in verschiedensten Branchen und nach verschiedenen Aus- und Weiterbildungen hatte ich meinen Wirkungsort gefunden.

32 Jahre lang habe ich die Stiftung Umwelteinsatz aufgebaut, entwickelt und geführt. Es waren anspruchsvolle, interessante und immer wieder beglückende Jahre. Wir konnten viel bewegen und hatten einiges auszuhalten und zu überwinden. Jede Entwicklung ist auch mit Auseinandersetzung verbunden, viele Fortschritte wollen errungen werden. Ein gutes Team und ein Stiftungsrat, der Vertrauen schenkt, sind dafür die Basis. Augenhöhe und Austausch, Respekt und Verantwortung waren mir immer wichtig. Neben der Führungsverantwortung, der Personalentwicklung und dem Verständnis für Finanzen und Fundraising, habe ich mir Fachkompetenz und Erfahrung in der Medienarbeit und Kommunikation angeeignet.

Auch aus eigener Erfahrung und Überzeugung war ich immer begeistert von Coaching, Supervision und Mentoring – sowohl für mich selber, als auch für Mitarbeitende. Mittlerweile stehe ich nicht mehr aktiv in der Verantwortung und will in neuen Rollen begleiten, beraten, unterstützen und mich einbringen. Sodass ich Wissen, Erfahrung und Können an jüngere Generationen weitergeben kann.

Ebenso gerne wie unterwegs und im Austausch bin ich zuhause und in der Ruhe: Mit meinem Ehemann Theo Schmidt zusammen bewohnen und beleben wir seit Jahrzehnten ein altes Bauernhaus in Steffisburg, mit grossem Garten und regem Tierleben im Teich.​

Aktuelle Engagements

Vorstand Natur- und Vogelschutzverein Steffisburg
Beirat Stiftung Umwelteinsatz
Beirat Uferschutzverband Thuner- und Brienzersee
Revisorin Grüne Steffisburg

Aktuelle Mitgliedschaften

Allgemeine Orchestergesellschaft Thun, Alpeninitiative, Amnesty International, Attac, Bioterra, Förderverein Kunstmuseum Thun, Kleinbauernvereinigung, KlimaSeniorinnen, Pro Natura, Pro Velo, Public Eye, Schweizerische Vereinigung für Sonnenenergie, Umverkehr, Uferschutzverband Thuner- und Brienzerseee, Verkehrsclub der Schweiz

Auszeichnungen

Yves Rocher, Trophée des Femmes, Schweiz 2018
für das Lebenswerk als Geschäftsführerin der Stiftung Umwelteinsatz

Ein schönes Porträt erschien im Juli 2018 im Thuner Tagblatt:
«Meine Tage sind zu kurz für all die Dinge, die mich interessieren» von Flavia von Gunten (Text) und Raffael Thielmann (Bild).

Würdigung der Stiftung Umwelteinsatz

Die Stiftung Umwelteinsatz schrieb in ihrem Jahresbericht 2018:

«Die Stiftung Umwelteinsatz wäre heute nicht, was sie ist, ohne das enorme Engagement, die Kompetenz, die Sorgfalt und Umsicht, die Hartnäckigkeit und die Kreativität von Marianne Hassenstein. Als sie im Frühjahr 1986 die Stelle als Geschäftsführerin der heutigen Stiftung Umwelteinsatz antrat, war einiges nicht im Lot, und vieles lag geradezu im Argen. Aber Marianne hatte eine Vision. Sie bewarb sich mit den Sätzen: «Das bestehende Gefäss – die Stiftung – bietet eine grossartige Chance. Diese Organisation gilt es zu erhalten, zu entwickeln und zu vernetzen. Das Potenzial ist riesig. Schon sehr viele Menschen haben sich bis jetzt engagiert, Aufbauarbeit geleistet und Krisen bewältigt. Es wäre jammerschade, wenn das alles zerstört würde.» Danach begann sie, die Stiftung zu verändern, zu formen, zu erweitern und zu entwickeln. Sie baute und sicherte das Fundament der Organisation sukzessive und nachhaltig. Eigentlich könnte man fast sagen: Sie baute die Stiftung Umwelteinsatz auf wie eine Trockenmauer. Stein um Stein, sorgfältig, mit gutem Auge, ausdauernd, mit Kraft und mit Können.

Die Umwelteinsätze mit Schulklassen und Jugendlichen wurden über alle die Jahre zum Grosserfolg und sind es noch heute. Die Zusammenarbeit mit dem Zivildienst im Trockenmauerbau hat die Kompetenz und Qualität der Stiftung in diesem Bereich in ungeahntem Ausmass vertieft und erweitert. Und sie tut es noch. Die Organisation ist gewachsen, gesund und auf guten Füssen. Sie ist in viele Richtungen nachhaltig vernetzt, auch dank Ereignissen wie dem internationalen Trockenmauer-Kongress in Visp (2002) und später dem ersten Trockenmauer-Festival in der Schweiz oder dank dem kleinen grauen Trockenmauer-Büchlein (1996), das schon längst ein grosser Wurf war, als das grosse Buch der Trockenmauern (2014) entstand. Heute ist das Buch geradezu der symbolische Deckstein von Mariannes Auf- und Ausbauarbeit in der Stiftung: schön, schwer, von grossem Wert und Wichtigkeit – und mittlerweile sogar auf Englisch erschienen (2018). Dass es ursprünglich überhaupt zum Trockenmauerbau und in Folge zur Zusammenarbeit mit dem Zivildienst kam, ist Marianne Hassenstein zu verdanken. Sie hat der Stiftung damit eine Entwicklung ermöglicht, die weit über ihr damaliges Potenzial hinausreichte. Oder, wie sie jeweils schrieb: «Wenn Mauern den Horizont erweitern, dann sind es Trockenmauern.»